Altersgerechte Wohnung: Was drin sein muss, welche Zuschüsse Ihnen zustehen, wie Sie als Mensch wirklich gut in der Wohnung leben können

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Immer mehr Menschen wollen im Alter selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben. Sie brauchen eine altersgerechte Wohnung, die barrierefrei oder wenigstens barrierearm ist. Für den Umbau gibt es Zuschüsse.

Altersgerechte Wohnung: Was Senioren wirklich wollen

Eine altersgerechte Wohnung sieht anders aus als die Wohnung, die zusammen mit den Kindern und später nur mit dem Partner allein bewohnt wurde. Die Grundrisse früherer Einfamilienhäuser sehen ein altersgerechtes Wohnen mit ihren Kellertreppen und Aufgängen in das Obergeschoss noch nicht einmal vor. Heutige Senioren brauchen einen Treppenlift oder Aufzug, breitere Türen und andere Erleichterungen im Alltag.

Wie sahen die Wohnungen vorher aus?

Als das Einfamilienhaus gebaut wurde, wurde es für die Familie errichtet. Die Kinder erhielten ihre eigenen Zimmer, das Arbeitszimmer wurde ins Dachgeschoss verlagert. Vielleicht gab es einen Vorratskeller, Ess- und Wohnbereiche waren strikt getrennt. Eine altersgerechte Wohnung sieht anders aus, sie verfügt nicht über Wendeltreppen und Wohnräume im Obergeschoss.

Wurden ursprünglich die Zimmertüren möglichst schmal gehalten, damit diese Wandöffnungen nicht zu viel Raum beanspruchten, müssen sie für Senioren deutlich breiter und notfalls auch mit dem Rollstuhl durchfahrbar sein.

So zeigen sich im Alter mehr und mehr bauliche Aspekte, die zu deutlichen Einschränkungen im täglichen Leben führen. Es gilt nun, die Wohnung altersgerecht umbauen zu lassen.

Soll die altersgerechte Wohnung barrierefrei und möglichst sicher sein, gehört auch das Hausnotrufsystem dazu. ( Foto: Shutterstock- Image Point Fr )

Soll die altersgerechte Wohnung barrierefrei und möglichst sicher sein, gehört auch das Hausnotrufsystem dazu. ( Foto: Shutterstock- Image Point Fr )

Wann ist eine Wohnung altersgerecht?

Eine Wohnung ist altersgerecht, wenn typische Barrieren und Stolperfallen abgebaut werden, die strengen DIN-Normen für eine barrierefreie Wohnung gelten hier nicht. Eine altersgerechte Wohnung muss daher nicht zwangsläufig barrierefrei sein.

Wichtig ist unter anderem aber auch die Lage, denn die altersgerechte Wohnung sollte gut zu erreichen sein. Tägliche Einkäufe werden im besten Fall zu Fuß erledigt, öffentliche Verkehrsmittel sollten in erreichbarer Nähe sein.

Eine altersgerechte Wohnung besitzt keine verwinkelten und engen Räume und ist, wenn sie im Obergeschoss liegt, mit dem Aufzug erreichbar. Lichtschalter und Steckdosen sind gut erreichbar, die Türen sind breit genug, damit auch ein Rollstuhl hindurchfahren kann.

Die folgende Aufstellung zeigt, was eine altersgerechte Wohnung nach dem Umbau vorweisen muss. Wer allerdings schon beim Bau der eigenen Immobilie weiß, dass diese später im Alter bewohnt werden soll, kann direkt barrierearm bauen. Dies erspart den teilweise recht kostenintensiven Umbau, für den die ohnehin schon schmale Rente herhalten muss.

Haltegriffe an den Wänden sorgen für ein leichteres Aufstehen nach dem Baden, Dusch- und Wannenhocker erlauben das Hinsetzen bei der Körperpflege. ( Foto: Shutterstock- NavinTar )

Haltegriffe an den Wänden sorgen für ein leichteres Aufstehen nach dem Baden, Dusch- und Wannenhocker erlauben das Hinsetzen bei der Körperpflege. ( Foto: Shutterstock- NavinTar )

Folgendes ist für eine altersgerechte Wohnung wichtig:

  • Küche

    Die Bewegungsfläche in der Küche sollte mindestens 120 cm von Wänden und Möbeln betragen, für Rollstuhlfahrer werden sogar 150 cm empfohlen. Arbeitsflächen sollten eher niedrig sein, empfehlenswerte Höhen liegen zwischen 82 und 85 cm. Die Arbeitsfläche braucht nicht tiefer als 60 cm zu sein. Herd und Kühlschrank sollten niedriger sein, auch die anderen Elektrogeräte müssen sich in erreichbarer Höhe befinden.

    Schränke mit Auszügen sind normalen Schränken mit Einlegeböden vorzuziehen, teilweise sind Schubladen mit elektrischem Antrieb sinnvoll. Wichtig sind auch die Höhen: Hängeschränke sind für die meisten Senioren kaum noch erreichbar und werden dank bereitwilliger Nutzung einer Leiter zur Unfallgefahr. Daher lieber auf Hängeschränke verzichten oder niedrige Höhen bevorzugen.

  • Bad und Toilette

    Viele häusliche Unfälle passieren im Bad. Wichtig sind hier rutschhemmende Fliesen und Antirutschmatten in Wanne und Dusche. Haltegriffe an den Wänden sorgen für ein leichteres Aufstehen nach dem Baden, Dusch- und Wannenhocker erlauben das Hinsetzen bei der Körperpflege. Badewannen können mit einem Lift sowie mit einer zu öffnenden Seitenwand ausgestattet sein und sind damit komfortabler und sicherer.

    Wichtig ist Platz: Der Wenderadius eines Rollstuhls wird mit rund 150 cm angegeben, soviel Platz sollte also sein. Dies gilt auch neben der Toilette, die niedrig sein sollte, über Haltegriffe verfügen muss und an einer Seite genügend Platz für den Rollstuhl lässt. Die Dusche muss zudem groß genug sein, damit sie auch mit dem Rollstuhl befahren werden kann.

  • Wohn- und Schlafzimmer

    Der Zugang zum Bett sollte im Hinblick auf eine spätere mögliche Pflegebedürftigkeit von drei Seiten aus möglich sein. An mindestens einer Seite sollte genügend Platz für den Rollstuhl bleiben. Das Bett selbst sollte eher höher sein und darf durchaus eine Matratzenhöhe von 70 cm haben. Genügend Freiraum ist überdies im Wohnzimmer nötig.

    Lichtschalter sollten auch von Bett und Sofa aus erreichbar sein, damit sich niemand im Dunkeln bewegen muss. Das Sofa darf ruhig eine höhere Sitzfläche haben, das erleichtert Senioren das hinsetzen. Wie für alle Zimmer gilt, dass an den Türen keine Schwellen sein dürfen.

  • Flure und Eingangsbereich

    Flure sind meist sehr schmal gehalten, damit die übrigen Zimmer größer ausfallen dürfen. Damit ist jedoch die Bewegungsfreiheit im Flur stark eingeschränkt. Senioren sollten sich beim Umbau von überflüssigen Möbeln trennen, die nur im Weg stehen würden. Die Garderobe soll gut erreichbar sein, bei einem Telefon im Flur sollten Tischchen und Stuhl danebenstehen.

    Sind zum Haus Treppen zu überwinden, kann ein kleiner Treppenlift helfen. Auch eine Rampe kann angebaut werden, darf jedoch nicht zu steil sein. Außerdem ist es wichtig, dass der Eingangsbereich jederzeit gut beleuchtet ist, was zum Beispiel über einen Bewegungsmelder realisiert wird. Um mehr Sicherheit auf der Treppe zu gewährleisten, sollten auch die vorderen Kanten der Stufen beleuchtet sein oder wenigstens farbige Profile aufweisen.

  • Türen und Fenster

    Der Ratgeber für eine altersgerechte Wohnung sieht vor, dass Türen mindestens 90 cm breit sein müssen. Die Bewegungsfläche vor Türen soll wenigstens 120 x 120 cm betragen. Für Rollstuhlfahrer sehr gut geeignet sind Schiebetüren, die eine elektrische Unterstützung haben. Generell sind Schiebetüren von Vorteil, denn sie lassen sich leichter öffnen, nehmen wenig Platz ein und ermöglichen die flexible Nutzung des Raumes.

    Fenstergriffe und Türklinken müssen gut erreichbar sein. Bei einem Umbau sollte bedacht werden: Der Senior möchte auch im Sitzen aus dem Fenster schauen! Unterkanten von 60 cm sind daher für Fenster ideal. Sehr praktisch sind Fernbedienungen, mit denen sich die Fenster öffnen lassen und über die sogar zeitlich gesteuerte Lüftungszeiten einstellbar sind. Regensensoren sorgen dafür, dass sich die Fenster rechtzeitig vor einem Schauer wieder schließen.

  • Hausnotruf

    Soll die altersgerechte Wohnung barrierefrei und möglichst sicher sein, gehört auch das Hausnotrufsystem dazu. Die Basisstation wird an das Telefon angeschlossen, der Notrufsender hingegen kommt an Uhr, Halskette oder Armband. Bei einem Sturz wird ein Alarm ausgelöst, der Kontakt zur Notrufzentrale wird hergestellt. Über eine Freisprechanlage ist das Sprechen mit dem Notdienst möglich. Antwortet der Gestürzte nicht, kann direkt der Rettungsdienst informiert werden.

    Die Hausnotrufsysteme funktionieren unterschiedlich und so kann zum Beispiel bei einem Dienst eine Notrufnummer angegeben werden, bei anderem sogar drei private Nummern, die zuerst zu verständigen sind.

Die Bewegungsfläche in der Küche sollte mindestens 120 cm vor Wänden und Möbeln betragen, für Rollstuhlfahrer werden sogar 150 cm empfohlen. ( Foto: Shutterstock-Robert Kneschke )

Die Bewegungsfläche in der Küche sollte mindestens 120 cm vor Wänden und Möbeln betragen, für Rollstuhlfahrer werden sogar 150 cm empfohlen. ( Foto: Shutterstock-Robert Kneschke )

Umbau zur altersgerechten Wohnung: Ratgeber zur Finanzierung

Für viele Hausbesitzer ist der Umbau für eine altersgerechte Wohnung eine echte Herausforderung. Sie haben einst ihr Haus gebaut und endlich abbezahlt. Rund 20 bis 25 Jahre nach dem Bau stehen umfassende Sanierungsarbeiten an, die viele Tausend Euro kosten. Soll dann noch eine altersgerechte Wohnung entstehen, übersteigt das meist die ohnehin schon viel zu schmale Rente.

Doch es gibt seitens des Staates Fördermöglichkeiten, denn das selbstbestimmte Wohnen ohne Unterbringung in Senioren- oder Pflegeheimen soll unterstützt werden. Die folgenden Förderungen für das altersgerechte Wohnen gibt es.

Was ist der Investitionszuschuss aus dem Programm 455-B der KfW?

Der Investitionszuschuss ist im Programm 455-B der KfW enthalten. Es geht dabei darum, Eigentümern von Ein- oder Zweifamilienhäusern sowie Ersterwerbern die Möglichkeit zu geben, eine altersgerechte Wohnung zu kaufen oder durch Umbau zu erreichen. Spricht der Wohnungseigentümer einem Mieter eine Empfehlung für einen derartigen Umbau aus, kann sogar ein Mieter den Investitionszuschuss bei der KfW beantragen.

Vergeben werden bis zu 6.250 Euro für die folgenden Maßnahmen:

  • altersgerechte Gestaltung von Wegen auf dem Grundstück
  • Umbau von Eingangsbereich und Zugang zur Wohnung (barrierefrei oder barrierearm)
  • leichtere Überwindung von Treppen (u. a. durch Einbau Treppenlift)
  • Rückbau von Schwellen
  • Anpassungen in Bad und Dusche
  • Erhöhung der Sicherheit durch moderne Kommunikationssysteme
  • Kauf von Wohneigentum (nach Maßgabe des altersgerechten Wohnens)
Eine altersgerechte Wohnung kommt ohne Stolperfallen aus. Genau diese gilt es vor einem Umbau zu identifizieren, wobei ein objektiver Blick in jedes Zimmer nötig wird. ( Foto: Shutterstock-Fotoluminate LLC)

Eine altersgerechte Wohnung kommt ohne Stolperfallen aus. Genau diese gilt es vor einem Umbau zu identifizieren, wobei ein objektiver Blick in jedes Zimmer nötig wird. ( Foto: Shutterstock-Fotoluminate LLC)

Was ist der Förderkredit aus dem Programm 159 der KfW?

Die KfW vergibt zudem einen Förderkredit aus dem Programm 159 für den altersgerechten Umbau. Dieser richtet sich ebenfalls an Privatpersonen, angesprochen werden aber auch Wohnungsbaugenossenschaften oder Bauträger.

Auch Käufer einer altersgerechten Wohnung können diesen Kredit in Anspruch nehmen. Er wird zu einem Zinssatz von 0,78 Prozent vergeben (August 2020) und ist auf 50.000 Euro beschränkt.

Neben den oben bereits genannten Maßnahmen für mehr Sicherheit und Komfort im Alltag werden diese Maßnahmen gefördert:

  • Einbau Aufzug oder Treppenlift
  • Anpassung an Standard „Altersgerechtes Haus“
  • Umwidmung von Wohnflächen
  • Teilung der Zimmer oder von Wohnraum
  • Erhöhung der Sicherheit durch verbesserten Einbruchschutz
Der Zugang zum Bett sollte im Hinblick auf eine spätere mögliche Pflegebedürftigkeit von drei Seiten aus möglich sein. ( Foto: Shutterstock-_DC Studio)

Der Zugang zum Bett sollte im Hinblick auf eine spätere mögliche Pflegebedürftigkeit von drei Seiten aus möglich sein. ( Foto: Shutterstock-_DC Studio)

Ratgeber: Altersgerechte Wohnung ohne Stolperfallen?

Eine altersgerechte Wohnung kommt ohne Stolperfallen aus. Genau diese gilt es vor einem Umbau zu identifizieren, wobei ein objektiver Blick in jedes Zimmer nötig wird. Es geht noch nicht einmal um den Treppenlift oder Aufzug, sondern vielmehr um die Kleinigkeiten, die weniger offensichtlich sind, die aber schwere Folgen haben können.

Warum stürzen ältere Menschen so häufig?

Die häufigsten Unfälle, die Senioren in einer nicht altersgerechten Wohnung erleiden, sind Stürze. Sie stolpern über Schwellen und leichte Erhebungen im Fußboden, sie fallen aus dem Bett oder bleiben mit dem Fuß am aufgerollten Teppichende hängen. Bedingt durch die eingeschränkte Beweglichkeit fallen ältere Menschen schwerer als jüngere, sie fangen eine Sturz kaum ab und verletzen sich dadurch oft schwer.

Nicht selten ist es der bekannte Oberschenkelhalsbruch, der für einen langen Krankenhausaufenthalt und die Notwendigkeit eines Einzugs in das Pflegeheim sorgt. Viele ältere Menschen überschätzen sich zudem und sind der Meinung, sie könnten eben doch noch auf der Leiter turnen, die Fenster putzen und Gardinen aufhängen.

Welche Fallen bietet eine nicht altersgerechte Wohnung?

Viele Wohnungen bieten nur eine eingeschränkte Sicherheit, dafür aber viele Stolperfallen für Senioren:

  • Möbel zu hoch
  • Dusche und Wanne zu rutschig
  • Zimmer zu klein, wenig Bewegungsfreiheit, nicht mit dem Rollstuhl befahrbar
  • Türen zu schmal
  • zu wenig Stauraum, herumliegende Gegenstände werden zu Stolperfallen
  • nicht rutschfeste Teppiche
  • langes Stehen beim Telefonieren
  • kleine Stufen und Schwellen im Haus
  • Möbel zu niedrig
  • zu schwache Beleuchtung

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